Die Geschichte der Kirchengemeinde Krummesse

Zur Kirchengemeinde Krummesse gehören die Gemeinden Krummesse, Bliestorf, Grinau, Groß Schenkenberg und Klempau sowie die Lübecker Stadtteile Kronsforde, Beidendorf und Wulfsdorf. Als eigenständiges Kirchspiel wird Krummesse erstmals 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt. Seit dem 13. Jahrhundert sind auch die Herren aus Krummesse urkundlich belegt, die ihren Sitz auf dem heutigen Krummesser Hof hatten und über einen umfangreichen Landbesitz verfügten, der bis nach Stockelsdorf im Norden und Schattin im Osten reichte. Im 14. und 15. Jahrhundert verpfändeten und verkauften sie dann nach und nach Höfe, ganze Dörfer, einzelne Parzellen des Ortes Krummesse und schließlich auch ihren Sitz an Lübeck.

Die bis in die heutige Zeit andauernde politische Zersplitterung der Kommunalgemeinde Krummesse hatte jedoch keinen Einfluss auf die kirchlichen Verhältnisse, denn die Kirchengemeinde blieb über die Jahrhunderte ungeteilt. Allerdings führte die politische Teilung immer wieder zu Streitigkeiten zwischen der Stadt Lübeck und den Lauenburger Herzögen, bei denen unter anderem 1609 das Pastorat in Brand geschossen wurde. und Kanonen im Kirchturm aufgestellt wurden.

Mit dem Zustrom der Flüchtlinge am Ende des Zweiten Weltkriegs verdoppelte sich die Bevölkerungszahl in Krummese nahezu, und in den folgenden Jahrzehnten kamen noch Menschen hinzu, die aus den beengten Verhältnissen in den Städten aufs Land zogen. Auf die gestiegene Bevölkerungszahl und die veränderte soziale Zusammensetzung reagierte auch die Kirchengemeinde, indem neue räumliche Möglichkeiten für die Gemeindearbeit geschaffen wurden. So wurde 1973 das Gemeindehaus gebaut, das 1981 noch erweitert wurde. Im Jahr 2002 wurde das Gemeindehaus weiter ausgebaut, um Raum zu schaffen für den wachsenden Kindergarten und zum Niedrigtemperaturhaus umgebaut. Das ökologische Konzept wurde hochgelobt und schlägt sich auch im heutigen Namen „Sonnenhaus“ nieder.

Die St.-Johannis-Kirche in Krummesse

Die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute und Johannes dem Täufer geweihte Kirche ist eine der wenigen zweischiffigen Kirchen in Norddeutschland. Konzipiert war sie ursprünglich als dreischiffige Basilika, aber noch während der Bauzeit wurde der Plan vermutlich aus statischen Gründen geändert. Die Halle wird durch zwei schlanke Mittelpfeiler mit alternierendem Farbwechsel der Ziegelsteine in zwei Schiffe geteilt. Im Osten schließt sich ein Kastenchor an. Bei der Renovierung im Jahr 1933 wurden Wandmalereien aus der Erbauungszeit freigelegt und teilweise ergänzt. Ebenfalls aus der Erbauungszeit stammt das aus Kalkstein gefertigte Weihwasserbecken neben dem Südportal. Ursprünglich war die Kirche ohne fest angefügten Turm konzipiert; der mächtige vierkantige Westturm wurde erst um 1400 angebaut, seine Haube stammt aus der Barockzeit. Unter den Ausstattungsstücken sind die spätgotische Triumphkreuzgruppe mit lebensgroßen Figuren (Anfang 16. Jahrhundert), die Holzkanzel, die mit figürlichen Reliefs, (Ende 16. Jahrhundert) und der hölzerne Altaraufsatz (1717) zu nennen. Die Orgel wurde 1767 von Margarethe Muchau aus Krummesse gestiftet. Zwar ist das Orgelwerk ist immer wieder erneuert und überholt worden, aber zehn von heute 21 Stimmen sind noch original.

Die Adventskapelle in Kronsforde

Im Jahr 1965 erfuhr die Kirchengemeinde eine Gebietsveränderung, als das Siedlungsgebiet Wulfseck (heute Strecknitzer Tannen) an die damalige Landeskirche Lübeck abgetreten wurde. Dafür erhielt die Kirchengemeinde Krummesse die Lübecker Ortschaft Kronsforde, die bis dahin zur Kirchengemeinde Genin-St. Georg und damit zur Lübeckischen Landeskirche gehört hatte. Der Austausch erfolgte unter der gegenseitigen Bedingung, dass für beide Gemeindeteile eine Kirche mit Gemeindezentrum gebaut werden solle. So wurde 1970 in Kronsforde nach Plänen des Kieler Architekten Wilhelm Neveling die Adventskapelle errichtet. Im Jahr 2001 wurde die Ausstattung ergänzt durch die Neugestaltung der Kanzel mit einer drehbaren Skulptur des Bildhauers Axel Döhler zu Psalm 96 „Singet dem Herren ein neues Lied“.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.