„Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt“ (Joh 3,8). Das ist eines der bekanntesten Bibelworte über den Heiligen Geist.
Über den Heiligen Geist hören wir in der Bibel viel: Noch ehe die Welt ganz geschaffen ist, ist er schon da. Die Kunsthandwerker, die später den Tempel bauen, sind in besonderer Weise vom Heiligen Geist begabt. Die Propheten, die Gottes Wort sprechen, sind vom Heiligen Geist ergriffen. Und natürlich gehören Jesus und der Heilige Geist zusammen: Als Jesus getauft wird, kommt der Heilige Geist „wie eine Taube“ auf Jesus herab, berichten die Evangelien.
Aus dem Stand fallen mir in der Johanniskirche mindestens drei Taubendarstellungen ein, die für den Heiligen Geist stehen. (Raten Sie wo?) Wir eröffnen unsere Gottesdienste „Im Namen des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Und kommenden Sonntag feiern wir an Pfingsten, dass der Heilige Geist in unsere Herzen „ausgegossen“ ist.
Wir sind vom „Heiligen Geist“ umgeben. Wir bekennen ja auch jede Woche im Glaubensbekenntnis, dass wir an ihn glauben. Aber trotzdem ist es gar nicht einfach zu erklären, wer der Heilige Geist eigentlich ist. Ich kenne das von mir selbst: Hier glaube ich, ihn gespürt zu haben. Aber wenn ich das erklären will, entzieht er sich mir – wie ein Windhauch. Dort merke ich, dass Gott mein Herz berührt und etwas Zerbrochenes heil macht. Aber, was ich davon spüre, ist nur wie ein leises „Sausen“. Ich kann gar nicht genau bestimmen, wo die Veränderung herkommt. Und trotzdem macht der Heilige Geist neugierig: Wie können wir Kontakt mit ihm aufnehmen?
Eine meiner Lieblingsschriften von Martin Luther ist ein langer Brief, den er einmal an seinen Friseur geschrieben hat: „Wie man beten soll, für Meister Peter den Barbier“. Darin verleiht Luther seiner Überzeugung Ausdruck, dass es einen Ort gibt, an dem der Heilige Geist sich immer finden lässt: in der Bibel. Luther erklärt Meister Peter, wie er selbst betet: Jeden Tag nimmt er sich ein Stückchen Bibel vor, zum Beispiel die zehn Gebote oder das Vaterunser. Heute könnten das vielleicht auch die Losungen sein. Und dann unterhält er sich mit Gott über diese Verse: Er fragt, was Gott ihm neues über sich selbst sagt. Er überlegt, wo ihn der Bibelvers auf Dinge hinweist, die in seinem Leben falsch laufen. Er spürt, wie ihm Gedanken kommen, wofür er dankbar sein kann und worum er Gott bitten möchte. Und manchmal, da gibt es so viele neue und gute Gedanken, die Luther sich nur so erklären kann, dass Gott ihm „im Geist“ antwortet. Ein wirkliches Gespräch eben. Dazu sagt er: „Und wenn solche reichen, guten Gedanken kommen, so soll man solchen Gedanken Raum geben und still zuhören und sie beileibe nicht hindern. Denn da predigt der Heilige Geist selbst.“
„Der Wind weht, wo er will“ und häufig auch an Orten, wo wir ihn nicht vermutet hätten. In der Bibel säuselt es eigentlich immer ein wenig. Hören wir zu und schauen wir, wohin der Wind uns trägt.
Ein frohes Pfingstfest wünscht Ihnen
Ihr Vikar Konrad Otto